Unverkrampft und mit Elan

Schönberg. Ein junges Ensemble demonstriert hier, wie unverkrampft man heutzutage schon mit dem keineswegs unkomplizierten Schaffen Arnold Schönbergs ­umgehen kann. Das Aron Quartett musiziert das frühe, mehrheitlich wohl am ehesten an Antonin Dvorak orientierte D-Dur-Streichquartett mit demselben Elan wie die beiden späten, im Zwölftonstil entworfenen Werke, vor denen der ­Musiziergeist vieler, auch prominenter Ensembles erlahmt. Faszinierend, wie vor allem die dichten Strukturen des Dritten Quartetts hier durchleuchtet werden, ohne dass der Drive beim Spielen abhanden käme. Da werden die Bilder, die Schönberg in alptraumartigen Wort-Skizzen evoziert, auch akustisch lebendig. Beachtlich auch die Wiedergaben der ersten beiden (nummerierten) Quartette. Das sonst so zähflüssig vorankommende d-Moll-Werk entfaltet sich in beredter nachwagnerscher Dramatik. Und im Zweiten Quartett führt uns die sicher geführte Sopranstimme Anna Maria Pammers ätherisch in die Gefilde der Atonalität.

Die Presse
Wilhelm Sinkovicz