Die ausbrechende Zügellosigkeit

Zum Finale der Musikfestwoche in Bad Berleburg vermitteln das „aron quartett“ und Klarinettist Patrick Messina Werke von Mozart und Beethoven mit viel Herz

Bad Berleburg.

Die Internationale Musik-Festwoche hat auf Schloss Berleburg beim Konzert mit dem „aron quartett“ und dem Klarinettisten Patrick Messina ihren krönenden Abschluss gefunden. Vier – im zweiten Teil der Veranstaltung fünf Männer – verwandeln Raum und Zeit in Sinnlichkeit undLeidenschaft. Das Feuer, die Intensität der Hingabe an die Musik der Protagonisten Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven ist sowohl den Musikern anzusehen, als auch in dem, was sie ihrem Instrument entlocken, zu hören.

Das Ensemble

Ludwig Müller (Violine) wächst beim Spiel mit seinem Körper sichtlich in die Höhe. Die Violineklingt in seinem Körper so mit, dass das Gefühl beim Betrachter und Zuhörer vermittelt wird, er würde mit jedem Ton größer werden.

Barna Kobori (Violine) dagegen versinkt förmlich auf seinem Stuhlin sein Spiel. Sein Instrument und er umschlingen sich nahezu sinnlich.

Prof. Georg Hamann (Bratsche) wirkt stolz, er hat alle im Auge, reagiert souverän auf das Spiel deranderen und vermittelt das Gefühl ruhiger, gezügelter Leidenschaft.

Christophe Pantillon (Violoncello) ist mit seinem Instrument die auslotende Tiefe, die ausbrechendeZügellosigkeit. Diese Vier zusammen sind wie eine wunderbare Fügung, die es verstehen, Mozart und Beethoven auferstehen zu lassen.

Die Emotionen

Die Visionen eines Mozart, seine Sinnlichkeit, seine irdische Lust und aber auch seine Zärtlichkeitund Sehnsucht (im zweiten Teil im KV 581 Allegro und Larghetto) sind im Klarinetten-Quintett in Adur wunderbar zu spüren. Die Zuhörer verlieben sich, spüren die Hingabe an die Geliebte, den Geliebten. Im Allegretto con variazioni hüpfen sie dann vor Freude undLebenslust. Die Klarinette steigert mit ihren eindringlichen, aufforderndenTönen das Gefühl der Lebendigkeit und Sinnlichkeit. Im Allegretto ma non troppo scheint die Violine Ludwig Müllers helltönend und ängstlich vor den brummigen, dunklen, temporär tropfenden Tönen des Violoncellos, davonlaufen zu wollen.Violinen und Bratsche klingen, als wollten sie das Violoncello besänftigen und tatsächlich werden die Töne einlenkend, schwingen mit den anderen Instrumenten mit und die gemeinsame Freude am Geschehen wird beinahe überschwänglich.

Die Zugabe mit Hindernissen

Als Zugabe gibt es noch das Abendlied von Schuhmann. Doch bevor die Klarinette in den Abend einstimmt und den Sonnenuntergang in die dunklen Töne der Nacht entführt, passiert noch ein „Wiener Schmäh“. Ludwig Müller sucht die entsprechende Partitur, kann sie aber nicht finden. Er verlässt den Saal und die Gelegenheit nutzend, steht Barna Kobori auf, blättert in MüllersNotenblättern und hebt diese hoch, schüttelt kräftig, es fallenBlätter aus dem Stoß heraus. Leidernicht die Gesuchten – ganz zur fröhlichen Erheiterung des Publikums. Müller kommt ohne die Partiturzurück, vergeblich blättert er in seinen Noten. Ein weiterer Griff Koboris bringt den ersehnten Erfolg. Jetzt fallen die richtigen Blätter heraus, und die Zuhörer lachen. Dem gelungen Abschluss steht nun nichts mehr im Wege.

aron

Wittgensteiner Zeitung